Treten Sie ein

Treten Sie ein & setzen Sie die Sonnenbrille ab

 

Immer war das Licht schlecht in den früheren Wohnateliers. Nachts funzelte eine 150 Watt Glühbirne und am morgen konnte ich zusehen, wie die Sonne hinter einer Brandmauer verschwand  und dann nicht mehr gesehen wurde. Als es mir einmal gelang ein Atelier mit besseren Lichtverhältnissen zu beziehen, stellte sich schnell heraus das der Lärm von Autobahn und S-Bahn die Ohren und die Nerven malträtierte.  Mit 40ig hatte der Spuk endlich sein Ende gefunden, denn seit dieser Zeit habe ich Licht. In den alten Ateliers herrschte Chaos: Dachlatten türmten sich aus denen ich die Spannramen baute, Eimer mit Leim waren umgekippt und hatten auf dem Parkett gelb weiße Hügel hinterlassen. Dann wieder gab es Ecken im Atelier, die ich kultivierte, mit Teppichen die ich selbst bemalt hatte, oder Stehlampen gebaut  aus Duscharmaturen an denen weiße kaschierten Pappmasken hingen, die ich für meine Super-8 Filme geformt hatte. Licht fiel durch die Seeschlitze und gab dieser Inszenierung etwas Makaberes.  Alle Möbel, waren  selbst gebaut: z.B. Stühle aus Draht in die ich Küchenlöffel und Weihnachtsbaumkerzenhalter mit eingewoben hatte. Zu einem Interview wurde sogar so ein Stuhl in ein Fernsehstudio geschleppt. Der Redakteur wollte es so. Ich war sehr stolz darüber, da sich keiner mehr auf meinen Laufmaschenzieher setzen wollte. Ich glaube niemand hätte in meinen Ateliers wohnen wollen, außer mir selbst. Heute sieht das alles anders aus: statt Küchenlöffel gibt es Thonet. Statt Glühbirnen Rollos. Heute gibt es zuviel Licht.